Immer wieder habe ich in meinen Kennlern-Gesprächen Paare, die überwältigt und manchmal auch nahezu überfordert sind mit den Freiheiten einer Freien Trauung. Denn wenn auf einmal alles machbar ist und frei entschieden werden kann, traut man sich oft gar nicht so recht. Ich gebe euch heute neun Tipps, wie ihr eure Freie Trauung gestalten könnt
1. Location
Die Location wird vermutlich das erste sein um das ihr euch kümmert, denn davon sind einige andere Punkte eurer Hochzeits-To-Do-Liste abhängig: Datum für die Einladungskarten, Ort und Datum um andere Dienstleister zu buchen, Gestaltungsmöglichkeiten für die Trauung (Kann sie draußen statt finden? etc.).
Achtet darauf, dass eure Location ausreichend Platz bietet. Und damit ihr das einschätzen könnt, solltet ihr zunächst eine grobe Gästeliste aufstellen. Es macht einen Unterschied, ob ihr mit 75 Gästen plant oder ob es 100 Gäste sind. Meine Mama sagt immer „Platz ist in der kleinsten Hütte.“ und auch wenn ich voll hinter diesem Gedanken der Gastfreundschaft stehe, ist es am Tag der Hochzeit doch schön, wenn alle Gäste einen Sitzplatz haben um eure Trauzeremonie zu erleben.
Wenn ihr eure Trauung gerne an, in oder um die Location plant, fragt nach einem Plan B, falls das Wetter doch nicht mitspielt. Einige Locations können einfach Zelte aufstellen oder haben einen Trauraum zur Verfügung in den ihr dann wechseln könnt. Diese Alternativen sollten jedoch bereits im Vorfeld abgeklärt werden, damit ihr wisst, welche Möglichkeiten im Fall der Fälle zur Verfügung stehen.
Ihr habt viele Gäste, die von weiter weg anreisen? Oder Oma Inge ist nicht mehr so gut zu Fuß? Damit auch wirklich alle Herzmenschen an eurem Hochzeitstag dabei sein können, wählt eine Location, die gut zu erreichen ist. Oder sorgt für Möglichkeiten, die es euren Gästen erleichtern, die Location zu erreichen, wie z.B. einen Shuttle-Service vom nächsten Hotel.
2. Dekoration
Sind wir mal ehrlich: Jeder Muffin sieht noch leckerer aus mit einer kleinen Sahnehaube und bunten Zuckerstreuseln. Jedes Café wirkt einladender, wenn das Interieur aufeinander abgestimmt ist und für die Männer: Jedes Bier wirkt noch erfrischender mit einer perfekten Schaumkrone.
Ihr ahnt worauf ich hinaus möchte: Unterschätzt nicht, welch großen Einfluss ihr auf die Atmosphäre habt, wenn ihr euch einer stimmigen, einladenden und liebevoll gestalteten Dekoration widmed. Es macht einen Unterschied ob ihr auf kalten Bierbänken sitzt oder ob diese mit bunten Kissen oder weißen Hussen verschönert wurden. Kerzen, Blumen, kleine Details – das alles sorgt für ein stimmiges Bild und Wohlfühlatmosphäre. Die spüren eure Gäste und seht ihr später auch auf euren Hochzeitsbildern.
Ich war immer ein großer Fan alles selbst zu gestalten, kann euch aber den Tipp geben: fragt ruhig mal einen Hochzeitsplaner (diese bieten oft Teil-Leistungen wie z.B. Dekoration) oder Deko-Dienstleister an. Nicht selten wird es sogar günstiger, als wenn ihr alles selbst organisiert, denn diese haben viel Erfahrung und ein riesiges Deko-Lager um aus dem Vollen zu schöpfen.
3. Informiert eure Gäste
Für viele Gäste ist eine Freie Trauung Neuland und sie können sich nichts darunter vorstellen. Ein kleines Ablaufheftchen auf den Sitzplätzen hilft über die erste Unsicherheit hinweg und eure Gäste können sich voll und ganz auf eure Trauzeremonie freuen.
4. Musik
Nichts transportiert, unterstützt und weckt Emotionen so, wie die passende Musik. Sie ist ein richtiger Emotions-Booster. Das gilt für Live-Musik noch mehr, als für Musik vom Band, denn die Menschen hinter Stimme und Instrument tragen ganz besonders zu den Gänsehaut-Momenten bei. Vielleicht gibt es ja Punkte auf eurer Hochzeitsliste, die ihr zu gunsten von Live-Musik streichen könnt? Ich denke da z.B. an Ersatz-Tanz-Schuhe für die Mädels, etc. 🙂
5. Sitzordnung
Und damit meine ich nicht die eurer Gäste, sondern habt ihr euch schon mal gefragt, wie IHR während eurer Trauzeremonie sitzen möchtet? Oft sieht man Paare, die mit dem Rücken zu ihren Gästen an einem Tisch sitzen. Vielleicht weil wir es aus Standesamt und Kirche so kennen? Ich möchte euch ermutigen auch andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.
Wie schön ist es für eure Gäste, wenn sie während der Trauung in eure Gesichter sehen können? Wenn sie sehen, wie ihr lacht, schmunzelt, euch anschaut oder vor Rührung die Augen feucht werden. Aber für euch ist es auch beonders, wenn ihr eure Gäste sehen könnt: wenn ihr in die Gesichter eurer Herzmenschen blicken könnt, die sich freuen, die gerührt sind, die jubeln oder klatschen. Ob ihr dabei auf Stühlen, einer Bank oder in einer Hollywood-Schaukel sitzt – das ist vollkommen euch überlassen. Genauso ob ihr zentral vor euren Gästen oder eher seitlich sitzt, schaut womit ihr euch am wohlsten fühlt.
6. Eheversprechen
Wir alle kennen den Moment im Standesamt „Und so frage ich Sie, Herr XY…“ oder in der Kirche „So sprecht mir nach, ich, XY…“. Natürlich kann euer Eheversprechen auch in einer Freien Trauung so aussehen. Doch hier habt ihr den Raum und den Rahmen für ganz persönlich formulierte Eheversprechen. Diese könnt ihr euch gegenseitig vor euren Gästen vortragen oder auch von Herzmenschen vortragen lassen, oder ihr schreibt sie auf und lest eure jeweiligen Versprechen still für euch. In diesem Moment geht es nicht darum, eure Gäste zu unterhalten sondern um euch Beide. Um eure Verbindung und eure Zusage für euer gemeinsames Leben als Ehepaar.
Solltet ihr euch für die gesprochene Variante entscheiden, stellt ein Glas Wasser in die Nähe. Manchmal kann der Hals vor lauter Aufregung ganz schön trocken sein. Hübsch hergerichtet fügen Sie sich harmonisch ins Gesamtbild ein.
7. Für die Braut
Liebe Braut, du fieberst diesem großen Tag entgegen, hast mit viel Liebe und Hingabe dein Kleid ausgesucht und möchtest für deinen Herzmenschen perfekt aussehen. Solltet ihr draußen im Grünen oder am Strand heiraten, dann wähle passende Schuhe. Absätze versinken schnell in Sand und Rasen, Keilabsätze sind hier vorteilhafter. Sollen es doch Absätze sein, dann möglichst stabile und mit Lack, denn dann kannst du später den Dreck einfach abwischen.
Am Besten suchst du dir für diesen Tag mehrere Schuhe aus, die unterschiedlich hohe Absätze haben. Wenn du die Absatzhöhe gelegentlich wechselst, stehst du den Tag eher durch und es ist völlig ok, irgendwann in bequeme Schuhe (Stichwort: Chucks ;-)) zu wechseln.
Ein Tipp zum Thema Schuhe: Sie werden die meiste Zeit unter deinem Rock versteckt sein, die wenigsten werden sie bewusst sehen oder wahrnehmen. Investiere lieber in bequeme, schicke Schuhe, die du danach noch einmal anziehst, statt in klassisch-weiße Brautschuhe.
Und das wichtigste: Auch wenn du es dir vielleicht im Vorfeld nicht vorstellen kannst, an diesem Tag zählen so viele andere Dinge, als die schönsten Designer-Schuhe etc. Das wichtigste ist, dass du dich wohl in deiner Haut fühlst, denn dann kannst du unbeschwert lächeln, dich freuen und den Tag genießen! Handy, Schlüssel und Co. hast du an diesem Tag nicht bei dir tragen zu müssen. Entweder lässt du diese Sachen zu Hause oder übergibst sie deiner Trauzeugin.
8. Vertraue einem Profi
Es kommt der Moment, da werdet ihr gefragt werden, ob es nicht viel besser (besser = günstiger) sei, wenn Onkel Heinz oder Kumpel Robert euch traut. Oder Cousine Laura, weil die auch so gut reden kann. Und natürlich kann das auch wunderschön werden. Günstiger allemal.
Doch wie in so vielen Bereichen des Lebens gibt es auch hier Profis, die genau wissen, worauf es an so einem Tag ankommt. Die sich jede Woche um den richtigen Ablauf und damit Rahmen für Trauzeremonien kümmern, die sich um Absprachen mit anderen Dienstleistern (Fotograf, Musiker, Hochzeitsplaner etc.) kümmern, die aufgeregte Gäste beruhigen und wenn es plötzlich anfängt zu regnen oder etwas anderes Unvorhergesehenes geschieht, die Nerven behalten. Profis nehmen euch und euren Gästen durch ihre Erfahrung die Aufregung und stehen euch in der gesamten Vorbereitungszeit immer mit Rat und Tat zur Seite.
Die Freie Trauung ist das emotionale Herzstück eures Hochzeitstages. Legt dieses in die Hände eines Profis und freut euch darauf, alles in sicheren Händen zu wissen. Konzentriert euch nur auf euch, statt auf die Stimmungslage von Onkel Heinz („Ich fühl mich nicht so recht….)“, die Befindlichkeiten von Kumpel Robert („Ich habe gestern Abend schon mal auf euch angestoßen und vorgefeiert, jetzt hab ich nen Kater.“) oder die Bedenken von Laura („Was ist wenn es plötzlich regnet? Oder wenn der Wind mir meine Redet wegweht? Oder wenn ich vor Aufregung keinen Ton mehr raus bekomme?“). Konzentriert euch darauf, dass ihr euch an diesem Tag ein wundervolles Versprechen gebt und am Ende des Tages mit dem wundervollen Menschen an eurer Seite verheiratet seid.
9. Fühlt euch frei
Genießt die Freiheiten einer Freien Trauung, denn hier ist alles möglich! Sammelt Ideen, seid kreativ, wählt eure Lieblingsmusik oder Filmzitat und lasst euch von den Ideen eurer Traurednerin inspirieren. Aber vor allem: genießt den Moment! Und wenn es dabei emotional wird, dann immer raus mit den Emotionen, lasst ihnen freien Lauf. Seid authentisch und lasst eure Liebsten an diesem Tag und an euch teilhaben.
In einer Freien Trauung gibt es keine Regeln, keine Normen, kein „das macht man halt so“. Niemand zwingt euch zu etwas, alles ist erlaubt. Genießt diese Freiheit so zu heiraten, wie ihr seid!